Am 06.03. März 2015 hat der Bundestag die Frauenquote beschlossen. Nach jahrelangem Hin-und-Her gilt nun eine Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten von Großunternehmen.
Der Karriere von Frauen scheint nun nichts mehr im Weg zu stehen.
Gegenwärtig gestalten sich die Chancen von Frauen im Berufsleben noch nicht nur hoffnungsfroh. Die Frauenquote im Topmanagement ist ein wunderbarer Erfolg – jedoch in keiner Weise ausreichend. So kann man im Faktencheck bei Anke Domscheit-Berg (Ein bisschen gleich ist nicht genug! Warum wir von Geschlechtergerechtigkeit noch weit entfernt sind. 4/2015) lesen, dass 1,5 Prozent aller Chefdirigenten in Deutschland Frauen sind, dass es 4 Prozent hauptamtliche Bürgermeisterinnen gibt und 11,2 Prozent der C4 Professuren von Frauen eingenommen werden.
Der Karriereberater und Autor Martin Wehrle beschreibt in seinem 2014 erschienen Buch „Herr Müller, Sie sind doch nicht schwanger“, am Beispiel der Managerin Petra Müller schonungslos realistisch den Berufsalltag vieler Frauen, einem Berufsalltag, der allzu oft gespickt ist mit kleinen Hürden, meterhohen Barrieren und knallharten Diskriminierungen. Der Hürdenlauf beginnt häufig schon im Bewerbungsgespräch. Hier wird nicht selten „Schwangerschafts-Spionage“ statt Kompetenzermittlung betrieben. Bei Beförderungen werden Frauen übergangen, beim Reden unterbrochen und bei der Gehaltsverteilung knapp gehalten. Wehrle benennt die Diskriminierungen und zeigt auf, wie Frauen diesen Parcours aus zum Teil sehr subtil platzierten Hindernissen souverän durchlaufen können.
Soweit so gut.
Der besondere Clou seiner Ausführungen besteht jedoch darin, dass Petra Müller bisher als Peter Müller durchs Leben gegangen ist. Und für Peter Müller war Diskriminierung von Frauen in der Berufswelt eine vollständig überbewertete, eigentlich gar nicht existente Größe.
Eines Morgens nun wacht Peter Müller in einem weiblichen Körper auf. Durch diesen Kunstgriff provoziert der Autor einen radikalen Perspektivwechsel. Die Absurdität vieler Situationen tritt wie durch ein Brennglas hervor und deutlich wird:
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Selbe.
Peter Müller erlebt als Petra Müller Situationen, die ihm die Schamesröte in das Gesicht treiben. So wird ihm beispielsweise als Petra Müller in einem Bewerbungsgespräch seine einstige Lieblingsfrage, „Können Sie sich auf längere Sicht vorstellen, auch in Teilzeit zu arbeiten?“, gestellt. Er weiß, dass hinter der Frage die eigentliche Frage: „Planen Sie Kinder?“, lauert und sein Gegenüber nur darauf wartet, dass er in die Falle tappt.
Fazit: Die vom Bundestag verabschiedete Frauenquote ist ein weiterer Erfolg auf dem Weg der Chancengleichheit von Frauen im Arbeitsleben. Gleichzeitig säumen noch große und kleine Stolpersteine den Berufs- und Karriereweg vieler Frauen.